„CR 700“ – Putz-Roboter am Ulmer Hauptbahnhof

Im Hauptbahnhof beginnt heute die Testphase des Reinigungs-Roboters Adlatus CR 700. Drei Monate soll der Robo testweise nachts feucht durchwischen.

Die Passanten im Hauptbahnhof schauen kurz, gehen dann aber weiter. Einer sagt nur: „Schon wieder ein Arbeitsplatz weniger.“ So die Reaktionen auf einen Testlauf vor dem eigentlichen Testlauf des grau-grünen Reinigungs-Roboters mit dem Aufdruck DB Adlatus. DB ist und bleibt das Logo der Deutschen Bahn, deren Serviceabteilung zwei Jahre lang „erstmals in Deutschland einen Putz-Roboter im öffentlichen Raum laufen lässt“, sagte Dieter Maier, der Leiter des Bahnhofsmanagements Ulm, beim Pressetermin.

Er ist begeistert, wie der Roboter CR 700 nass wischt und schon ums Eck verschwindet. Die Maschine – bislang wird ein ähnliches Gerät von Hand gesteuert – werde jedoch nicht als Arbeitsplatzverdränger gesehen, sondern als „Unterstützungspartner“. Ab heute wird der Roboter drei Monate lang pro Tag etwa 20 Minuten zunächst nur zwischen dem Nebeneingang bei den Schließfächern und dem DB-Infopoint im Einsatz sein, später dann auch in der belebteren Bahnhofshalle. Maier: „Am besten nach 22 Uhr, wenn nicht so viel los ist.“

Anfangs wird immer eine Reinigungskraft in seiner Nähe sein, „denn die Richtlinien für so einen Roboter im öffentlichen Bereich sind sehr streng“, sagt Entwickler Siegfried Hochdorfer von der Ulmer Firma Adlatus Robotics (siehe Info-Kasten).

Der Adlatus (übersetzt „Helfer“) benetzt den Boden  mit nassen Bürsten und saugt das Schmutzwasser gleich wieder auf. Damit er nicht aus Versehen auf Bahnsteig 1 zum Intercity hinausfährt, sind seine Touren genau programmiert. Steht ein Passant im Weg, melden Sensoren, dass er langsam drumherum fährt, erklärt Hochdorfer. Werde der Roboter „von Spaßvögeln aufgehalten“, ertönt ein lautes Signal.

Adlatus schafft in einer Stunde 1500 Quadratmeter und ist netto 200 Kilogramm schwer, hat Vertriebsleiterin Petra Ruckgaber die Daten bereit. Hinzu kommen noch maximal 120 Liter Frischwasser in einem Tank und 60 Liter Schmutzwasser.  Ziel der Modellentwicklung ist, dass Adlatus (derzeitige Kosten 33.000 Euro) an seiner Akku-Ladestation (Kosten 4000 Euro) selbst das Schmutzwasser gegen Frisches aus der Leitung austauscht.

16 Mitarbeiter hat die Ulmer Firma Adlatus Robotics mit Sitz in der Kässbohrerstraße 19. Sie will sich auf Service-Robotic spezialisieren, etwa für den Logistik- und Securitybereich.

Angst haben und weglaufen muss keiner vor dem grünen Putzteufel, der seit heute im Seitenbereich der Bahnhofshalle seine zweijährige Testphase aufnimmt: Der Roboter hat genug Sensoren und stoppt im Ernstfall.

© Foto: Lars Schwerdtfeger

02.06.2018