Die Bahn will künftig Roboter zur Reinigung der Bahnhöfe einsetzen. Deshalb gab es am Berliner Hauptbahnhof einen ersten Testlauf. Von Thomas Fülling – Berliner Morgenpost.

Bevor es an die Arbeit geht, wird erst mal richtig Dreck gemacht: Ein Mitarbeiter kippt auf dem edlen Granitfußboden zunächst eine Coladose aus, dann eine Milchpackung. Ketchup und Chips-Flocken kommen auch noch dazu. Nun muss RoBot FS 112 zeigen, was er kann. Von unsichtbarer Hand gesteuert, bewegt sich das blau-graue Gefährt zielstrebig auf die Schlieren am Boden zu. Um das mit Flatterband abgesperrte Areal haben sich Männer mit Klemmbrettern in der Hand postiert, die das Geschehen genau verfolgen. Die Konkurrenz von RoBot FS 112 in Rot, Orange und Grün beobachtet derweil das Ganze aufmerksam aus dem Hintergrund.

Was von Weitem aussieht wie eine Spielstunde von Technik-Freaks, ist für die Deutsche Bahn eine ernst gemeinte Angelegenheit. Bei der erstmals veranstalteten „Automated Cleaning:Challenge“ sind am Dienstag im Berliner Hauptbahnhof vier Roboter gegeneinander angetreten, um ihr Können zu beweisen. Neben dem FS 112 von Hefter cleantech aus Prien am Chiemsee gingen noch Putzroboter aus Ulm (Adlatus Robotic), der Schweizer Firma Cleanfix und von Taski Diversey aus den USA ins Rennen. Wer am besten schrubbt, soll dann auf eine Rundreise durch Deutschland gehen. Am Ende einer zweijährigen Testphase winkt den Herstellern ein prestigeträchtiger Großauftrag der Bahn. Hat sich das bundeseigene Verkehrsunternehmen in seinem Programm „Zukunft Bahn“ doch auch vorgenommen, für mehr Sauberkeit zu sorgen. Die einfache Formel: Mehr saubere Bahnhöfe bedeutet mehr zufriedene Kunden.

Dabei geht es bei der Bahn um viel: Sind in den Bahnhofshallen des Landes doch mehr als 1,8 Millionen Quadratmeter Bodenfläche zu reinigen. Die Mitarbeiter der Bahntochter Stationen&Service sollen künftig dabei von Reinigungsrobotern unterstützt werden, wie sie in klein bereits in vielen Wohnstuben zu Hause sind. Thomas Hesse, Chef Berliner Hauptbahnhofs, findet diese Idee „großartig“. Allein in seinem Reich sind täglich 15.000 Quadratmeter Bodenfliesen zu putzen. Gut 50 der insgesamt 350 Bahnhofsmitarbeiter sind nur mit der Reinigung beschäftigt. Gearbeitet wird rund um die Uhr. Sorgen um ihre Arbeitsplätze müssten sich die Mitarbeiter nicht machen. „Die Roboter sollen vor allem die großen, monotonen Putzarbeiten übernehmen“, so Hesse.

Dass die Macht der Technik begrenzt ist, auch das weiß Hesse. Auf dem Kuppeldach des Hauptbahnhofs war schon zu dessen Eröffnung 2006 eine Putzmaschine montiert. Im Einsatz ist diese allerdings schon lange nicht mehr. Auch weil das Ergebnis nicht stimmte. „Die Reinigung haben inzwischen Männer einer Berliner Spezialfirma übernommen“, so Hesse. Die kämen mit den gewölbten Glasflächen deutlich besser klar als die Maschine.

Ihr Einsatz wird durchaus honoriert. Gerade erst wurde bei einer großen Fahrgastbefragung die Zentralstation der Hauptstadt zum saubersten Bahnhof Deutschlands gekürt.

Foto von Pablo Castagnola